Auf der Suche nach einem guten Preis-Leistungsverhältnis habe ich mir dutzende Dachzelte angeschaut und studiert. Dabei habe ich mich selbst oft gefragt, warum Dachzelte so teuer sind und bin zu folgendem Schluss gekommen.
Warum sind Dachzelte also so teuer? Ein Dachzelt besteht aus schwerem Mischgewebe bis zu 450g/m2 das im Extremfall über Jahrzehnte brennender Hitze und eisiger Kälte ausgesetzt wird. Gerüste sind aus Edelstahl und Bodenplatten aus bis zu 1,8 cm robusten isolierenden Material. Ausklappbare Leiter, bequeme Matratze, schützende Hülle, Beleuchtung und Lüftung gehören ebenfalls zum Lieferumfang der meisten Dachzelte.
Es ist nicht alles Gold was glänzt. In den nächsten Absätzen gehe ich deshalb darauf ein worauf du achten musst, damit du gute Qualität für dein Geld bekommst. Also bleib dran.
Die Materialien
Der Grund warum Dachzelte so teuer sind liegt vor allem bei den Materialien.
Dachzelte können von ca. 900 Euro bis zu über 8.000 Euro kosten. Aber gute Qualität bekommst du auf jeden Fall in der Preisklasse zwischen 1.800 Euro (z.B. Tamani 130 von Ocean Cross) und 2.900 Euro (z.B. Airlander Medium von Autohome).
Wobei das natürlich immer noch sehr teuer ist. Aber warum ist das so?
Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen Hartschalendachzelten und Klappdachzelten. Hartschalendachzelte sind im Schnitt teurer als Klappdachzelte, eben durch die harte Schale die das Zelt auch im geöffneten Zustand schützt. Hartschalenzelte haben zudem auch eine kompliziertere Mechanik im Aufbau mit einigen Vorteilen für den Benutzer.
Gehen wir einfach in diesem Beitrag von einem Hartschalendachzelt aus, da es die teurere Version bei den Dachzelten ist.
Um das Ganze besser zu veranschaulichen vergleichen wir einfach die beiden oben genannten Dachzelte.
Die Schale: Die Schale des Tamani und des Airlander bestehen beide aus Glasfasern oder auch GFK Kunstoff genannt.
Die Haut: Der Zeltstoff besteht beim Tamani aus witterungsbeständigem, wasserundurchlässig beschichtetem Ribstopgewebe Oxford 600 D und die Oberflächen sind silberbeschichtet. Beim Airlander hingegen besteht der Zeltstoff aus Dralon® Acrylfaser und ist daher atmungsaktiver.
Beleuchtung: Das Tamani hat eine 12 V LED Innenleuchte mit Batterien, wobei das Airlander drei drehbare 12 V LEDs hat.
Aufbaumechanismus: Der Aufbau erfolgt beim Tamani per Gasdruckdämpfern, welche das Zelt quasi nach Entriegelung selbst nach oben drücken. Das Airlander verwendet hier einen Kurbelmechanismus, klassisch Autohome eben.
Die Matratze: Die Webseite des Tamani gibt zur Matratze nur die Angabe, dass es sich um eine Schaumstoffmatratze mit Bezug handelt. Das Airlander kommt mit einer Schaumgummi Matratze mit einer Dichte von 25kg/m³. Der Überzug ist waschbar. Die Malfors Matratze von IKEA hat zum Beispiel ebenfalls eine Raumdichte von 25kg/m3.
Der Boden: Bei den Böden findet sich oftmals ein wichtiger Unterschied. Dieser muss stabil, thermisch isoliert und wasserabweisend sein. Da uns hier die Webseiten der beiden Hersteller nicht groß weiterhelfen, schauen wir uns kurz die gängigsten Bodentypen an.
Der Sandwichboden (z.B. beim Airlander) ist ein Boden der wie der Name schon sagt wie ein Sandwich aufgebaut ist d.h. es gibt Aussen- und Innenmaterialien. Der klassische Alu-Sandwichboden besteht aus einer Hülle aus Aluminium, welche mit ca. 2,5 bis 3 cm dicken Styropor gefüllt ist. Es gibt aber auch die Weiterentwicklung davon, welche stabiler und leichter sein soll, und zwar der Boden mit Glasfaserhülle und Wabenkernstruktur im Inneren.
Hier ein gutes Video zum Boden.
Isolation: Auch hier gibt einige Qualitätsunterschiede. Je nachdem welche Materialien verwendet werden und wie dessen Verarbeitung ist, ist das Resultat ein guter oder ein schlechter Wärme- und Lärmschutz.
Auch wenn hier in diesem ersten Teil die Themen nur umrissen wurden, kann man gut erkennen, dass doch einiges mehr an Material (rein schon an der Menge davon und dessen Eigenschaft) in einem Dachzelt als in einem Bodenzelt verarbeitet ist.
Der Zeltstoff (Vertiefung)
Der Zeltstoff ist sicher einer der Gründe warum Dachzelte so teuer sind. Zum einen verwendet ein Dachzelt im Durchschnitt mehr Stoff als ein Bodenzelt und zum anderen muss dieser Stoff viel mehr aushalten. Extreme Hitze durch Wüsten. Extreme Kälte durch den Norden Europas. Schnee und Regen. Der Stoff sollte dann gleichzeitig noch gut isolieren, atmungsaktiv und schimmelbeständig sein.
Beeindruckt hat mich ein Air-Camping Dachzelt das ich im Hinterhof eines Authome Dachzelt Händlers in der Schweiz gesehen habe. Es war auf einem Gerüst befestigt. Der Mann im Hof zeigt drauf und sagt: “Das Zelt ist jetzt schon bald 20 Jahre auf diesem Gerüst und jeden Tag dem Wetter ausgesetzt”. Ich konnte es kaum glauben, das Zelt war 20 Jahre auf dem Gerüst und insgesamt knapp 30 Jahre alt. Es sah immer noch gut aus. Autohome ist auch einer der ersten Hersteller, wenn nicht der erste, der Dachzelte produziert. Er verwendet Dralon.
Auf den Webseiten habe ich nur bei der Dachzeltmakre Autohome Dralon als Stoff gefunden. Bei den anderen Marken steht eigentlich immer nur Ripstop Canvas oder Segeltuch. Und ich hab mich immer gefragt was hier der Unterschied ist.
Dralon. Dralon ist ein geschützter Name von Bayer und es handelt sich dabei um Polyacryl, also einem künstlichen Stoff. Dieser Stoff ist sehr resistent, lichtdämmend und atmungsaktiv. Dieser Stoff ist nichg beschichtet und deshalb luftdurchlässig. Einfach eine Hand auf eine Seite geben und durch den Stoff pusten und spüren ob die Luft durchgeht oder nicht. So testest du die Atmungsaktivität. Teure Dachzelte wie jene von Autonome sind oftmals mit dieser Art von Stoff ausgestattet.
Ripstop. Hier handelt es sich um eine spezielle Webetechnik, welche den verwendeten Stoff besonders reißfest macht. Man erkennt es deutlich an der Rechenkästchenstruktur. Der meistverwendete Stoff dafür ist Nylon und Polyester. Manchmal werden auch Baumwollfasern dazu gemischt oder ausschließlich Baumwollfasern verwendet. Diese Stoffe sind tendenziell sehr wiederstandsfähig. Je mehr g/m2 desto lichtundurchlässiger sind sie. Wer gerne im Zelt ausschläft empfehle ich mindesten 350g/m2.
Canvas bedeutet unter anderem Segeltuch. Was mir bei der Recherche auffiel ist, dass je teuerer ein Zelt ist desto schwerer der Stoff pro m2. Die nicht beschichteten Stoffe wie Dralon fühlen sich einfach sehr hochwertig an. Es fühlt sich nach echtem Stoff an. Hingegen Ripstop Stoffe fühlen sich eher nach Plastik an. Das kennst du von deiner Regenjacke.
Meine persönliche Meinung warum Dachzelte so teuer sind
Eine simple und logische Überlegung warum Dachzelte schon mal teuerer sind als Bodenzelte ist das Gewicht. Gewicht im Sinne von der Menge an verarbeitetem Material. Beispielsweise wiegt ein leichtes Bodenzelt zwischen 500 und 1500 g und kostet zwischen 200 Euro und eventuell auch über die 1.000 Euro hinaus.
Ein leichtes Dachzelt hingegen wiegt rund 50-60 Kg (also 50.000 bis 60.000 g) und kostet dafür im Verhältnis gar nich mal viel mehr, wenn wir die Preisspanne von 1.800 Euro bis 2.800 Euro nehmen.
Mehr Gewicht, mehr Material, mehr Kosten. Einfach. Logisch.
Ein weiterer Grund warum ein Dachzelt eher teuer erscheint kommt daher, dass man sich ein normales Zelt auf einem Dach vorstellt und es damit vergleicht.
Man vergisst dabei, dass ein Dachzelt über Mechanik für den Auf- und Abbau des Zeltes verfügt. Manche funktionieren sogar elektrisch. Hier ein Artikel dazu.
Ein normales Bodenzelt ist grundsätzlich weniger stabil gebaut. So manches Hartschalendachzelt kann einer dicken Schneeschicht oder herabfallenden Ästen trotzen, ohne dabei einzuknicken.
Im Bodenzelt ist keine angenehme Matratze mit Überzug enthalten. Im Dachzelt hingegen schon. Zudem braucht ein Bodenzelt auch keine Leiter, wobei man beim Dachzelt nur mit akrobatischen Geschick darauf verzichten kann.
Das sind schon mal einige Punkte, welche bereits von der einfachen Logik her erklären, dass ein Dachzelt einfach teurer sein muss. Dass dann auch noch Materialien verwendet werden, welche garantieren, dass das Zelt zu jeder Jahreszeit auf dem Dach des Autos bleiben kann und nach 30 Jahren immer noch voll funktionstüchtig ist, wirkt sich halt auf den Preis aus. Da fällt mir eine, dass meine erste Nacht im Dachzelt in einem 27 Jahre alten Dachzelt verbracht habe.
Dachzelte sind also für das was man bekommt dann eigentlich gar nicht so teuer, wenn man dann auch noch die Langlebigkeit mit einbezieht, finde ich die Preise vollkommen fair.
Natürlich sind 2.000 Euro oder mehr grundsätzlich schon mal viel Geld das man zur freien Verfügung haben muss. Egal was man sich kauft. Ein Dachzelt oder etwas anderes.
Weitere Fragen im Zusammenhang
Welche Dachzelt-Marken haben sich im Laufe der Jahre für ihre Qualität bewährt? Autohome (Italien), James Baroud (Portugal), iKamper (USA), Eezi Awn (South Africa), Howling Moon (Australia).