Vermutlich denkst du gerade darüber nach, ob du dir ein Dachzelt oder ein Aufstelldach zulegen sollst und du bist auf der Suche nach einer Entscheidungshilfe. Weiters nehme ich an, dass das Fahrzeug das du gerade hast sich für den nachträglichen Einbau eines Aufstelldaches auch eignet.
In anderen Worten du fährst einen Geländewagen (Land Cruiser, Patrol, Defender, …) oder einen Van (VW Bus, Vito, Trafic, …) und du fragst dich was für dich wohl die bessere Entscheidung sei: Ein Dachzelt oder ein Aufstelldach, um dein Fahrzeug in einen Minicamper umzuwandeln.
Stellen wir nun einfach mal das Dachzelt und das Aufstelldach bezüglich verschiedener Aspekte gegenüber.
Zuerst nehmen wir die generellen Vor- und Nachteile von Dachzelten und Hubdächern unter die Lupe und ermitteln, ob das Dachzelt oder das Aufstelldach mehr Nachteile hat.
Anschließend werden wir Lösungen für die angeblichen Nachteile des Verlierers suchen.
Dachzelt vs Aufstelldach
| # | Kritierium | Dachzelt | Aufstelldach | Punkt geht an das: |
| 1 | Preis | Faltdachzelt: ab € 800,00 Hartschalendachzelt: ab € 1.500,00 | Van: ab 2.500,00 Geländewagen: ab 3.500,00 (dabei handelt es sich um sehr spartanische Ausführungen) | Dachzelt |
| 2 | Montage | kann selbst auf jedes beliebige Fahrzeug montiert werden | kann nicht rückgängig gemacht werden | Dachzelt |
| 3 | Installationsrisiko | keines | Einbaufehler können zur Beschädigung der Karosserie führen (z.B Rost) | Dachzelt |
| 4 | Erhöhung Fahrzeug | ø 40 cm (Dachträger ca. 10 cm + Dachzelt ca. 30) | ø 10 cm | Aufstelldach |
| 5 | Tiefgarage 210 cm | normales Auto: ja Van’s: nein Geländewagen: nein | Van’s: tendenziell ja Geländewagen: tendenziell nein | Aufstelldach |
| 6 | Gewicht | die meisten Dachzelte wiegen zwischen 50 und 65 kg (es gibt aber auch Dachzelte mit 25 kg und jene mit 100 kg) | Van’s: zwischen 50 und 80 kg Geländewagen: zwischen 45 und 130 kg | Gleichstand |
| 7 | Liegebreite | Faltdachzelt: von 120 bis 240 cm Hartschale: von 120 cm bis 218 cm | auf die Fahrzeugbreite beschrankt (ca. 120-150 cm) | Dachzelt |
| 8 | echte Matratze | ja | ja | Gleichstand |
| 9 | Lattenrost | nein | ja | Aufstelldach |
| 10 | Belüftung | ja | ja | Gleichstand |
| 11 | Moskitonetze | ja | ja | Gleichstand |
| 12 | Zugang | außen | innen | Aufstelldach |
| 13 | Gefühl der Sicherheit | Du kannst nicht einfach wegfahren | Du kannst einfach vom Hubdach auf den Fahrersitz rutschen und losfahren, wenn nötig | Aufstelldach |
| 14 | Stehen im Fahrzeug | nein | ja (Bett ist hochklappbar) | Aufstelldach |
| 15 | Schlafen bei Regen | Du musst in den Regen und ins Dachzelt (Abhilfe: Vorzelt, Markise) | Du kannst direkt ins Bett | Aufstelldach |
| 16 | Auf/Abbau | Faltdachzelt: 15 min Hartschalendachzelt: 1 min | 1 min | Gleichstand |
| 17 | Auf/Abbau bei Regen | Faltdachzelt: ungemütlich Hartschalendachzelt: Ok, man muss darauf achten, dass der Zeltstoff nicht eingeklemmt ist. | je nach Modell muss man auch außen kontrollieren, ob der Zeltstoff nicht eingeklemmt ist | Gleichstand |
| 18 | Lagerung | Auf Auto oder Abstellraum | keine Lagerung notwendig | Aufstelldach |
| 19 | Vorzelt | ja | nein | Dachzelt |
| 20 | Optik | fremdes Element am Dach | harmonischer | Aufstelldach |
| 21 | Heizung | nein, aber möglich | mitbeheizbar | Aufstelldach |
| 22 | Treibstoffverbrauch | steigt um ca. 0,5 – 1 L/100 km | steigt um ca. 0,5 – 1 L/100 km | Gleichstand |
| 23 | Wohnmobilzulassung | nein | möglich | Aufstelldach |
Ergebnis
- 5 Punkte für das Dachzelt
- 12 Punkte für das Aufstelldach (Gewinner)
- 6 Mal Gleichstand
Somit gehen mehr Vorteile klar an das Aufstelldach, auch wenn natürlich nicht jedem Aspekt der gleiche Wert beigemessen werden kann.
Lösungen für die Nachteile des Dachzeltes
Für was du dich letztendlich entscheidest kommt eigentlich nur darauf an, was dir besser gefällt und was dir ein besseres Gefühl gibt und das ist bei jedem Menschen einfach sehr individuell.
Das fängt beim Preis an und hört beim Anspruch an Komfort auf.
Wenn es dich nicht schlecht fühlen lässt auch mal mehr zum Beispiel für ein Aufstelldach auszugeben einfach, weil du schon immer eines wolltest, dann kommt es auf das Pro und Contra nicht mehr an.
Manchmal steht man aber einfach auf der Kippe und die Vor- und Nachteile sind recht ausgewogen, sodass man sich nicht wirklich entscheiden kann.
Angenommen du verwendest deinen Van oder Geländewagen eher selten zum Campen, dann ist ein Dachzelt sicher eine gute Lösung.
Willst du hingegen auf Expeditionen oder bist über mehrere Monate mit deinem Fahrzeug unterwegs, dann würde ich auf jeden Fall zu einem Aufstelldach tendieren.
Wenn man das nötige Kleingeld zur Verfügung und keine Skrupel hat sich das Autodach aufschneiden zu lassen, geht laut obiger Gegenüberstellung die Entscheidung zu Gunsten des Aufstelldachs.
Jedoch gibt es für die gefundenen Nachteile des Dachzeltes auch Lösungen:
- Kleine Investition: Du bist mit einem € 800,00 Faltdachzelt dabei (Beitrag: Dachzelte unter € 1000). Ein Faltdachzelt ist natürlich etwas umständlicher im Auf- und Abbau. Dafür solltest du auf jeden Fall zwischen 15 und 20 min jeweils einrechnen. Ein Hartschalendachzelt hingegen kostet etwas mehr (Beitrag: Hartschalen unter € 2000), jedoch geht der Aufbau rucki zucki. Für den Fall, dass du merkst, dass es nichts für dich ist, kannst du es wiederverkaufen. Dachzelte sind sehr wertstabil. Alternativ kannst du dir auch eines ausleihen und einfach Mal testen.
- Erhöhung des Fahrzeuges für ca 40 cm: Bei einem Van oder Geländewagen kann das schnell dazu führen, dass man nicht mehr in die eigene Garage oder Tiefgarage kommt. Die Lösung dafür ist, dass man – sofern man lediglich Wochenendtrips oder in den Urlaub fährt -, das Zelt immer wieder montiert oder demontiert. Um das einfach und schneller zu gestalten gibt es kreative Lösungen in diesem Beitrag zu sehen. Aber vielleicht ist das in deinem Fall sowieso kein Thema, weil zum Beispiel dein Carport hoch genug ist.
- Auch wenn du keinen Lattenrost hast wie bei einem Aufstelldach, ist der Komfort auch in einem Dachzelt nicht zu unterschätzen. Mit einem Abstandsgwirk unter der 6-8 cm dicken Matratze und eventuell noch einem Topper oben drauf – für die die es gerne weicher haben – schläft man auch im Dachzelt sehr gut. Tipps für mehr Schlafkomfort im Dachzelt gibt es hier.
- Nachteil vom Dachzelt ist, dass der Einstieg ins Zelt nur von außen möglich ist. Bei guten Wetter ist das kein Problem. Kann aber bei Regen etwas ungemütlich werden. Wenn du dem entgegenwirken willst, kannst du dir einfach ein Dachzelt mit überdachtem Einstieg oder sogar mit einem Vorzelt zulegen. Eine Liste an Dachzelten mit Vorzelt findest du hier.
- Sicherheit: Gegen eine wahrgenommen Unsicherheit ist leider kein Kraut gewachsen. Tatsache ist, dass man sowohl im Dachzelt als auch im Hubdach ein kleines Risiko auf sich nimmt. In anderen Worten, wenn jemand wirklich eine Überfall plant, dann macht er das und wenn er dafür Scheiben einschlagen muss.
- Bezüglich im Auto stehen können: Bei kurzen Ausflügen oder Urlauben über einen beschränkten Zeitraum während der wärmeren Monaten, kann man sich bei Regen ohne Probleme mit Vorzelt und Markise schützen. Darunter kann man sich gut aufhalten und kochen. Dazu sei gesagt, dass man in einem Geländewagen mit Aufstelldach zwar stehen kann, das aber nur auf eine Flächen von einem halben Quadratmeter.
- Schlafen bei Regen: Bei einem Aufstelldach kann man bei Regen zwar direkt ins Bett, aber auch bei einem Dachzelt mit Vorzelt ist das ohne nass zu werden möglich. Bei manchen Dachzelten kann man die Wände des Vorzeltes ausstellen und hat somit ein Vorzelt mit Markise bilden.
- Bei Nichtgebrauch montierst du einfach alles ab und verstaust es in der Garage oder im Keller. Wenn man es kippt und seitlich lagert, braucht es auch kaum Platz. Wie du am besten ein Dachzelt lagerst erfährst du hier.
- Optik: Hartschalendachzelte passen recht gut auf Geländewägen und machen sich auch nicht schlecht auf Van’s. Jedoch ist das Geschmackssache. Auf jeden Fall kann man das Dachzelt wie gesagt bei Nichtgebrauch wieder demontieren. Dazu brauchst du entweder drei Kumpels die dir helfen oder du wendest die Methoden in diesem Beitrag an.
- Heizung: Es gibt mobile Standheizungen mit denen du dein Dachzelt beheizen kannst und das wahrscheinlich noch effektiver als mit der PKW Standheizung, weil du den Warmluftschlauch direkt ins Zelt einführen kannst.
- Das Steuern sparen durch eine Wohnmobilzulassung ist natürlich bei einem Dachzelt nicht möglich. Jedoch muss man sich die Frage stellen, wie lange es dauert das durch die geringeren Steuern gesparte Geld mit den höheren Kosten eines Aufstelldaches wieder auszugleichen.
Schlusswort
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Beitrag weiterhelfen konnte.
Schlussendlich geht es darum, welche Art von Campingausflügen du planst und was dir wichtig ist.
Ich persönlich würde mir mit dem nötigen Kleingeld entweder einen VW Bus mit serienmäßigen Aufstelldach kaufen oder meinen eigenen damit nachrüsten.
Hätte ich einen Geländewagen würde ich wahrscheinlich zum Dachzelt tendieren, weil ich somit bei extremeren Offroadtrips das Dachzelt entweder entfernen kann oder es auf einem Dachzeltanhänger mitführen kann.
Dies aber nur falls ich mir sicher bin, dass ich das so umgebaute Fahrzeug auch wirklich sehr oft nutzen werde.
Gutes Entscheiden!
Alex